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DBDDHKP

DBDDHKP (UKKU)

Kann mit dem Kürzel noch jemand etwas anfangen? Ich lasse das jedenfalls erstmal hier stehen. Hinweis: ist ein Spruch aus fernen Kindertagen und wer tatsächlich damit etwas anfangen kann, hat wohl schon viele Winter gesehen… ;-)

Mein Doc riet mir dringend, mal etwas mehr über meine Empfindungen mit den Alltagsproblemen abzulassen. Ich meckere, aber jammere nicht gerne öffentlich. Denkanstoß war wohl sein gestriger Besuch hier. Er kam nämlich gerade, als ich nach Hilfe geklingelt hatte. Mein Kissen war platt und bot dem Kopf keinen Halt mehr. Eine gewisse Zeit stört mich das nicht, aber irgendwann mal möchte ich meinen Kopf zurücklehnen und die Halsmuskeln entspannen. Das geht aber nicht, wenn ich den Kopf zurücklehne, er dann zur Seite und anschließend nach vorne kippt.

Das Kissen auszurichten, die passende Sesselneigung dazu zu finden, dauerte trotz erfahrener Hilfe gut 20 Minuten! Wenn ich gewusst hätte, dass mein Doc im Anmarsch war, hätte ich mir das Klingeln für später aufgespart. Eigentlich besteht mein Tag dauernd aus dem Treffen dieser Entscheidungen. Wie sagte ich meinem Gegenüber: „…wenn ich den gleichen Komfort wie Sie erreichen möchte, müsste ich auf der Klingel sitzen!“ Ständig muss ich abwägen, ob die Unbequemlichkeiten oder gar Schmerzen gewichtig und zahlreich genug sind, dass ein Klingelruf gerechtfertigt ist. Oder eben nicht.

Ich versuche immer, so wenig wie möglich störend oder unterbrechend auf den übrigen Pflegebetrieb einzuwirken. Ich finde oft, dass jemand, der überlegen kann, ob er Hilfe braucht oder nicht, Hilfe nicht so dringend braucht! Es gibt Gäste, die Schmerzen haben und definitiv Hilfe benötigen. Oft empfinde ich, ALS Kranke sind nur (Hospiz-)Patienten zweiter Klasse; sie haben keine Geschwüre oder Mißbildungen, Medikamente sind nicht angesagt. Dafür umso mehr Geduld. So sitze ich auf einer Falte, die Hose zwackt, oder ein Körperteil ist leicht verdreht oder suboptimal gelagert. So oder so: 100% sind utopisch und quasi nie erreichbar, alles über 90% ist Klasse, und manchmal müssen auch 65% reichen. Alles eine Frage der Zeit … ;-)

Die 20 besten Klammerblues’

Da gaaanz viele ihr Lieblings-Klammerblueslied als Reaktion gepostet haben, stelle ich hier mal eine nicht repräsentive Top Liste online. Sie wird nach den eingehenden Kommentaren vervollständigt und dann an RTL geschickt ;-)

PS: das dazugehörende Jahr und die Geschichte finde ich persönlich am Interessantesten…

Carlos Santana - Samba Pa Ti
Wishful Thinking - Hiroshima
Nazareth - Love hurts
 Simon & Garfunkel - Bridge over troubled Water
Cat Stevens - Morning has broken
Barry Manilow - Mandy

Wen interessiert, wie sich mein körperlicher Zustand mit ALS so entwickelt:
Heute morgen, so gegen 7, wurde ich in Bauchlage wach, die Beine ausgestreckt, meine Arme lagen nach links.

Ich schaffte es nicht, durch Anwinkeln und Arbeiten mit den Beinen -so wie sonst- in eine bequemere Position zu wechseln! :-(

10 Grad Differenz

Meine Lehrer der Naturwissenschaften vom MWG in Lemgo würden sich vermutlich erstaunt die Augen reiben, stieße sie jemand auf meine Gedanken zu Physik, Chemie und Biologie. Doch ich komme immer häufiger nicht drumherum, mir Gedanken über (Natur-)Wissenschaften zu machen. In meinem nächsten Leben werde ich wohl ziemlich sicher Wissenschaftler.

Nehmen wir mal Folgendes an:
Sie liegen im Bett, zugedeckt und werden wach.

Szenario I:
es ist Sonntags früh, die Blagen übernachten -geplanterweise- woanders, Haustiere oder andere Störungen sind nicht in Sicht, und durch das leicht geöffnete Fenster dringt das Geräusch kräftigen Regens und angenehm frische, kühle Luft…
99 von 100 Personen würden sich in die bequemste Lage bringen, die Bettdecke höher ziehen und weiter schlafen!

Szenario II:
alles wie zuvor, jedoch mit 2 Änderungen, Sie sind in ihre Decke eingewickelt und nicht in der Lage, sich zu bewegen. Außerdem beträgt die Umgebungstemperatur schwülwarme 26 Grad Celsius, somit 10 Grad mehr als in Szenario I, und die Sonne scheint.
Das wäre dann eine Foltersituation, der 100 von 100 Personen schnellstmöglich entfliehen möchten, oder?

Können ALS Patienten, Gelähmte und aus anderen Gründen bewegungsunfähige Personen leider nicht! Ich versuche meistens, wenn ich zu früh wach werde, geistig auszuwandern und beschäftige mich mit den unmöglichsten Dingen. Und doch reicht schon ein Geräusch vor meiner Tür, um mich wieder in meine persönliche Folterkammer zurück zu bringen. Da, wo die Bettdecke zum Feind wird. Abends noch hochgeschätzt als Wärmespender, morgens abgrundtief verhasstes Folterinstrument. Überzogen? Dann lassen Sie sich mal spaßeshalber so in eine Decke einrollen, bis Sie alleine nicht mehr hinauskommen. Wie viele Stunden schaffen Sie wohl?

Ich bin jedenfalls morgens immer froh, wenn Hilfe kommt und mich erlöst… Um bei 10 Grad Differenz zu bleiben: bei 22 Grad habe ich definitiv mehr Unternehmungsgeist als bei 12 Grad Celsius. Denken Sie mal kurz darüber nach, was Ihnen bei 22 Grad alles leichter fällt als bei 12…

Ich verstehe ganze Sätze

Ich kann ganze Sätze verstehen. Das Schreiben mit meiner Kommunikationshilfe dauert dagegen manchmal so lange, dass ich -dem Augenblick der schnellen Kommunikation geschuldet- darauf verzichte, meine Anliegen auszuformulieren. Stattdessen gebe ich lediglich knappe Hinweise. Sehr knapp, wenn mein Gegenüber gut beim Erraten ist. Falls nicht, muss ich eben „nachlegen“. So oder so bleibt das Verhältnis unausgeglichen! Als Trost für die, die in Unterhaltungen mit mir vermeintlich „den Kürzeren gezogen“ haben, möchte ich anmerken, dass ich die Sätze in meinem Kopf sehr ausführlich -und natürlich grammatikalisch korrekt- beende.

Es besteht dagegen kein Grund, in Gesprächen mit mir Eingeborenensprache zu verwenden - ich kann den Sinn vollständiger Sätze problemlos erfassen. Ich liebe die Feinheiten und Nuancen der deutschen Sprache sogar. Um noch ein Missverständnis gleich mit zu beseitigen: es verhilft Ihnen nicht zu einer Antwort von mir, Fragen mehrmals zu stellen. Auch leicht abgewandelt nervt das nur! Manche Fragen sind einfach redundant und verdienen keine Antwort. Bei Interesse kann ich gerne mal ein paar Beispiele veröffentlichen. Auch lauter und/oder langsamer zu sprechen, ist unnötig und kontraproduktiv! Ich bin weder schwerhörig noch „schwer von Begriff“; zumeist will ich nicht antworten. Oder ich kann es schlichtweg nicht, Beispiel: „…liegen Ihre Haare richtig?“ Wie soll ICH das denn wissen?!

Schöne Woche wünsche ich.

Klammerblues und Partykeller

Beim Durchsehen meiner Musiksammlung nach Doubletten, Abteilung ‘70er, ist mir zweierlei aufgefallen.
Einerseits, dass ich wohl schlimmer unter der Langeweile leide als ich mir eingestanden habe. Oder, wer zum Honk, kommt auf die wahnwitzige Idee mit der Musiksortiererei - und setzt sie dann auch noch um!
Zum Anderen, dass es Dinge aus den ‘70ern gibt, die ich vermisse oder teilweise irrtümlich den ‘80ern zugeschrieben habe. „Saturday Night Fever“ mit dem sehr jungen John Travolta z.B. stammt aus den ‘70ern. Lesern jüngeren Datums ist Travolta eher bekannt aus neueren Actionkrachern wie „Pulp Fiction“, „Operation Broken Arrow“, oder „Password: Swordfish“.

Dann gab’s in den ‘70ern noch die kleinen muffigen Partykeller, die mit den zahlreichen Feiern samstags den Discos die Gäste wegnahmen. Die meisten der älteren Jahrgänge dürften dort in jungen Jahren die eine oder andere Party gefeiert haben. Manchmal sogar mit anschließender Übernachtung in der „Liegeecke“, die mit ein paar alten Matratzen unbedingt in einen Partykeller gehörte! Genauso wie eine Lichtorgel, Schwarzlicht und eine Discokugel. Störungen durch Handies waren nicht zu erwarten, höchstens durch die Hausbesitzer oder deren Nachbarn. Handies gab es nämlich genauso wenig wie Computer, das Internet, bleifreies Benzin oder eine Anschnallpflicht (ja, es gab schon Strom!). Wer da war, blieb da, die Musik kam vom Plattenspieler und es gab viele verschiedene Richtungen wie Rock, Soul, Reaggae, Funk (Klasse viel Bass), Wave und Gothic, Rockabilly, Blues und natürlich Disco. Und die, die ich vergessen habe. Tanzarten und -Stile gab es natürlich auch dementsprechend viele!

Egal, wofür das Herz auch schlug, ob Hardrock oder Disco: bei einer Richtung herrschte Einigkeit. Alle fanden sich in frühen Teenagerzeiten auf der Tanzfläche beim „Klammerblues“ wieder. Das war neben dem klassischen Tanzkurs eine todsichere Möglichkeit, mit einem Mädchen auf Tuchfühlung zu gehen. Und zwar - genau wie der Tanzkurs - im Einklang mit den gesellschaftlichen Regeln; sogar bei Klassen- oder Schulfeten unter Aufsicht!

Da die Bewegungen beim Klammerbluestanzen quasi nicht existierten, konnte man sich völlig auf seine Tanzpartnerin konzentrieren. Zu beachtende Regeln gab es kaum: ein Lied Länge war Pflicht, die Hände oberhalb der Gürtellinie durften fast alles, nur unauffällig bis unsichtbar sollte es geschehen. Küsse waren auch erlaubt - genauso wie das Auseinandergehen, als wäre nichts passiert, sobald die Musik endete. Ich habe beim Bluestanzen jedenfalls einige schöne Erfahrungen gemacht… ;-)

PS: wer weiß, wovon ich geschrieben habe, kennt auch Telefone mit Wählscheibe und Kabel, „Wahrheit oder Pflicht“, S/W Fernseher, Apfelkorn, Bonanzaräder und Mofas. Er weiß, dass Jägermeister ein Altherren- und kein Kultgetränk war, dass „Ernte 23“, „HB“ und „RothHändle“ geraucht wurden

- und er/sie ist aaalt… ;-)

Dinge, die die Welt nicht braucht

Stopfleber
Pelz (außer als Tier)
Fresswettbewerbe
Size Zero
Plockwurst
Delfinarien
saure Milch
Mücken
IKEA
Kartoffelbrei
Laubsauger
Schoßhunde
Frauenfußball
Dummheit (und Menschen, die übermäßigen Gebrauch davon machen)
Simon Godejohann
Facebook
Big Brother
ALS (HIV, Krebs, usw.)

Schwäbisch ist ein Defizit

Luschtig ischt es nett. Nur, wenn man esch kurtsch hört. Wenn man abe länge dem Kauderwelsch lauscht, fragt man sich zu Rescht, wie jemand schreibt, wo so spricht?!

Das trifft natürlich auch auf hessisch, bayrisch, sächsisch und andere „Mundarten“ zu. Aber vielleicht drücken die Schwaben stärker auf die Tube, wenn Kameras an sind. Ich bin Aachen geboren und in Lippe groß geworden. Nach meinen Erfahrungen mit dem „Oche Platt“ (klingt ähnlich abartig wie Kölsch) und dem Lippischen beschloss ich im zarten Alter von 9 Jahren, mich ausschließlich auf hochdeutsch zu konzentrieren.

Auf jeden Fall spricht keiner seinen Dialekt so voller Inbrunst und unter Missachtung der Grammatik wie ein Schwabe! Der Posten des Fußballbundestrainers wird scheinbar ausschließlich mit Sprachlegasthenikern aus Deutschlands Süden besetzt. Das ist weniger schlimm, da Fußball ohnehin kein rethorischer Hochleistungssport ist. Wenn es aber um Berufe geht, bei denen die Sprache(n) das Hauptarbeitszeug ist(sind) wie Politik, wird die Verwendung von Schwaben echt gruselig. Unvergessen die Erfindung des „Schwänglisch“ vom damals angehenden  EU-Energiekommissar Günther Oettinger (CDU). Die herausragende Performance des Schwabenpolitikers, der sich aufmachte, mit Englisch eine weitere Sprache zu vergewaltigen, war wochenlang ein Spitzenreiter auf youtube und stellte Guido Westerwelles (FDP) Englischgehversuche locker in den Schatten. Ja, unsere Politiker trauen sich was: als EU-Kommissar antreten, ohne irgendeine (europäische) Fremdsprache zu sprechen. Andere übernehmen Ämter oder stehen Ressorts vor, von denen sie nicht die geringste Ahnung, geschweige denn eine Ausbildung haben. Den Mut (und die Unverfrorenheit) brächte ich nicht auf - Gesundheits-, Verteidigungs-, Verkehrs- oder Wirtschaftsminister ohne jegliche Kenntnisse - Respekt! :-(

Apropos Fußball: die Frauen-WM ist zu Ende; und die Japanerinnen sind nach Verlängerung und Elfmeterschießen gegen die USA zum ersten Mal Weltmeister. Glückwunsch dazu und zu dem recht ansehnlichen Spiel. Es war spannend, temporeich und technisch hochstehend. Trotzdem fühlte es sich irgendwie nicht richtig an. Wie „Blümchensex“. Aber jetzt ist endlich Schluss mit Höflichkeit, Wohlwollen und Frauenversteherei - die Männerfußball-Bundesliga geht wieder los! Nur noch ein paar Wochen, dann braucht man die Unterscheidung nicht mehr explizit zu erwähnen, weil der Frauenfußball dann wieder das Schattendasein führt wie Lacrosse und Elefantenpolo. Oder glaubt jemand allen Ernstes, diese WM hätte nachhaltig eine höhere Popularität des Frauenfußballs bewirkt?!

So, NRW hat jetzt auch Ferien. Vielleicht wird das Wetter auch bald dazu passend. Bei mir tut sich auch was: immer öfter muss ich nach Luft schnappen, immer mehr Sitz- und Liegepositionen werden für mich zur Qual. Ähnlich wie ein Wal, der an Land von seinem eigenen Gewicht erdrückt wird, ist es jetzt auch bei mir. Der Muskelabbau bei mir macht eben auch nicht halt! Echt ätzend. Dazu kommt das zunehmende Unvermögen, einmal kurz und kräftig abzuhusten, wenn ich mich beim Essen verschluckt habe. So kann es Stunden mit Gehüstel dauern, bis meine Luftröhre wieder frei ist und ich wieder einwandfrei Luft bekomme! Ich leide zwar unter der Langeweile meines gegenwärtigen Status - aber das ist keine Alternative! Meine Beinchen werden auch immer weniger tragfähig und mein Magen ist geschrumpft. Ich nehme nur noch 2 Mahlzeiten pro Tag ein, morgens und abends. Wobei die Mengen mittlerweile auch ein homöopathisches Stadium erreicht haben. Genau wie das Rauchen, manchmal sind es lediglich 2 am Tag - da ist die gewöhnliche Außenluft giftiger… ;-)

PS: ich habe was gelernt - ‘absolute’ Dummheit gibt es nicht - eine Steigerung ist immer möglich!

Wofür ich allerdings die drei binomischen Formeln brauche, hat sich mir bis heute absolut nicht erschlossen…

Gegenanzeigen?

Patientenschule

Zunächst einmal spricht man in einem Hospiz von „Gästen“ und nicht von „Patienten“. Und zwar deshalb, weil bei einem Patienten Aussicht auf Genesung besteht! Korrekterweise müsste die Überschrift meines Eintrags deswegen „Gästeschule“ lauten, nur ist das mehrdeutig und absolut unzutreffend. Ich behalte also hier vorerst die inkorrekte Terminologie bei - bis zur ‘Entdeckung’ eines zutreffenderen Begriffs. Vorschläge sind erbeten. „Morituri“ wurde übrigens verworfen, obwohl ich den recht klassischen Begriff nicht schlecht - und auch zutreffend - finde…

Man wird nicht als Patient oder Gast geboren, dafür ist eine harte, oft mit Schmerzen verbundene Ausbildung nötig. Nicht nur Menschen, die auf der Pflegeseite stehen, sollten auf Kommendes vorbereitet werden, auch als Patient ist die Ausbildung sinnvoll. Manche Menschen sind von Haus aus nämlich nicht allzu geduldig, andere tun sich schwer damit, Hilfe anzunehmen. Fügt man jetzt noch den stark selbstbestimmten (und -bestimmenden) Typus Mensch hinzu, wird deutlich, wo Reibungsflächen entstehen können. Ich bin ein Paradebeispiel des vorgenannten Typs. Ich habe lieber in Kauf genommen, zu stürzen als eine hingehaltene Hand zu ergreifen, egal, ob fremd oder bekannt. Folgerichtig bin ich einige Male lang hingeschlagen! Aus Schaden wird man klug, heißt es. Und auch bei mir setzt sich die eine oder andere Erkenntnis über eigenes Unvermögen langsam durch.

Damit komme ich in die erste Klasse der Patientenschule und lerne, dass eine hingehaltene Hand nicht immer ein zu umkurvendes Hindernis darstellt, sondern durchaus auch ein freundliches Hilfsangebot sein kann. So lernen wir also u.a. in der ersten Klasse nicht in jede Hand zu beißen, die in unsere Reichweite ragt, sondern erstmal zu schauen, warum sie da ist - und, ob wir sie nicht vielleicht brauchen könnten. Leider lerne ich sowas nicht so leicht, ich neige dazu, alles zu hinterfragen. Folgerichtig bin ich „sitzengeblieben“, während die anderen meines Jahrgangs versetzt worden sind und in den Genuss weiterführender Lektionen kommen. Darunter die Grundsätze des pflegerischen Miteinanders, wie die völlige Übernahme von Waschen, Putzen und Essen, bis hin zum Abschluss mit ständiger Gesellschaft und Streicheleinheiten.

Ich bin nicht für die „Hohe Schule“ geeignet, reagiere nach wie vor allergisch auf krasse Verletzungen meiner Privatspähre. Ich mag es immer noch nicht, wenn mir bis dato Fremde zu nah „auf die Pelle rücken“ und ihr Gesicht so nah vor meines bringen, dass nur noch eine Handbreit Abstand einen Kuss verhindert. Oder noch schlimmer: gestreichelt oder getätschelt zu werden. Lernt man auf Pflegeschulen nichts über Sphären und einzuhaltene Distanzen? Üblicherweise geht dem Streicheln ein privates Dinner voraus und darauf folgen weitere Zärtlichkeiten…

Mittlerweile wurde ich auch versetzt; ich besuche jetzt die 3.Klasse. Obwohl ich den Drang in Hände zu beißen bis heute unterdrückt habe, musste ich realisieren, dass eine weiterführende Schule für mich nicht geeignet ist. Ich lasse immer öfter Nähe zu und das ständige Gefühl, einen Kampf mit meinem Gegenüber austragen zu müssen, verschwindet nach und nach. Trotzdem ist da eine Grenze, die ich nicht überschreiten werde. Nicht weil ich nicht will, sondern weil ich nicht kann! Wie sagte mal eine Pflegerin: „auch eine abgemagerte Kuh wird kein Reh“. Wohl wahr.

Ich würde nie jemanden wegen persönlicher Antiphatien wegekeln. Natürlich habe ich im Lauf meines Hierseins “sortiert“. Das lässt sich über den langen Zeitraum von fast 3 Jahren kaum vermeiden! Wer mit meiner Art und der ungewohnten Kommunikationsweise nicht zurecht kam, blieb mir eben fern. Bei manchen der ehrenamtlichen Helfer war das durchaus gewollt, andere waren da eher Kolateralschäden. So oder so - ich habe ein (fast) reines Gewissen - und die Spreu vom Weizen getrennt. Soviel zu meinem Ausflug in den pflegerischen Darwinismus und zurück in die Patientenschule…

Meine Versetzung in die 4.Klasse der Patientenschule scheint sicher. Ich habe gelernt, geduldig zu sein und nicht zu sehr nach Äußerlichkeiten zu urteilen. Darüberhinaus ertrage ich Nähe fremder Menschen heute etwas besser… ;-)

Angriff der Killertomaten

Der wohl schlechteste Film der Welt (von 1978; George Clooney spielte im 2. Teil mit…) - und trotzdem beschleicht mich das Gefühl, jeder hat ihn schonmal gesehen! Genau wie „One Night in Paris“, den jeder (Mann) kennt, den aber angeblich nie jemand gesehen hat - genausowenig wie den sehr privaten Film von Pamela Anderson mit Tommy Lee oder den von Gina-Lisa Lohfink. Ich habe alle gesehen - nur zu Studienzwecken, versteht sich… ;-)

Wie ich darauf komme? Meine Schwester brachte mir vergangenen Sonntag den „Angriff der Killertomaten“ wieder ins Gedächtnis zurück. Es ging in unserem Gespräch um mit EHEC kontaminierte Killergurken… Das war etwas beängstigend, weil mir der Film so völlig entfallen war. Und das so gründlich und so tief, dass ich den Titel alleine wohl nie wieder an die Oberfläche geholt hätte. Schon erstaunlich, wie groß unser Hirn ist, wieviel ungenutzten (unnützen?) Platz es bietet, Erinnerungen außer Sicht- und Reichweite abzulegen.

Unser Gehirn, das unbekannte Organ?

Auf jeden Fall müsste beim nächsten Evolutionssprung das aktuelle System mit Kurz- und Langzeitgedächtnis grundlegend überarbeitet werden, denn Perfektion sieht anders aus! Derzeit fällt so Vieles unter den Tisch, so dass man beim besten Willen noch lange nicht über Perfektion sprechen kann.

Ich habe die Schnittstelle zwischen den beiden Speichern in Verdacht. Bei der Übergabe oder der Verlagerung von Kurz- zu Langzeitgedächtnis scheint Einiges im Argen zu liegen. Oder wie erklärt sich sonst, dass uns Dinge erst wochenlang so stark beschäftigen, dass wir fast Magenschmerzen deswegen hatten, und dann, von einem Tag zum anderen, in den unendlichen Gefilden des Hirns verschwinden?!

Eine kleine Auswahl an Top-Themen des Jahres: EHEC, PMD, Deep Water Horizon, Fukushima, Mirko, Kirche, Doktorarbeiten… Sie können sich erinnern? Schön! Die übrigen habe ich - zu weit entfernt - abgelegt.

Ich wünsche allen eine unvergessliche Woche ;-)

Frauenfussball

Es ist soweit, die Frauenfußball WM in Deutschland hat begonnen. Die beiden ersten Spiele unserer Mannschaft habe ich mir angesehen - waren nicht mal völlig unattraktiv! Nicht nur die Akteurinnen auf dem Rasen waren anders als gewohnt - auch die Fans sind irgendwie seltsam. Viele machen den Eindruck auf mich, als ob sie zum ersten Mal ein Fußballstadion besuchen. Sonst vielleicht eher auf Golfplätzen, Tennis- oder Rasenhockeyturnieren zu Hause. Viele Jugendliche und ein für Fußball unüblich hoher Frauenanteil! Dabei finde ich nicht, dass Frauen generell keinen Fußball spielen dürfen. Sollten? Vielleicht. Können? Ansichtssache. Auf jeden Fall gibt es zahllose Sportarten, bei denen Frauen eine bessere Figur machen und ihren Vorteil gegenüber Männern in punkto Eleganz ausreizen können. Und hierbei spreche ich definitiv nicht von Handball!

Generell ist Sport (nicht nur) für Frauen eine glänzende Idee, hilft er doch zuverlässig, Bauch, Beine und Po schlank und fest zu halten. Dazu kommen nachgewiesenermaßen noch die übrigen positiven Auswirkungen auf Laune, Langlebigkeit und Libido. Fett als Geschmacksträger im Essen ist für mich unverzichtbar - am Körper jedoch im Übermaß ein „No-Go“. Der Alltag unserer zivilisierten Welt ist ernährungsmäßig schon lange im Ungleichgewicht: zu wenig Bewegung, zu viel Kalorienaufnahme. Da reicht es auch nicht, gelegentlich die Treppe zu nehmen, etwas mehr Konstanz sollte es schon sein; 15-30 min./Tag reichen!

Die wandelnden Kleiderständer der Mode(l)welt entsprechen nicht meinem Schönheitsideal, Frauen dürfen ruhig gesund aussehen. Fett sieht unter keinen Umständen gut, attraktiv, oder gesund aus. Tipp: nicht hilfreich sind auch die naiven Versuche, von Bewegungsdefiziten mittels Tättowierungen, Piercings, Körperschmuck oder extravaganten Accesoires abzulenken! Aus demselben Grund entfällt übrigens auch besonders farbenfrohe Mode. Es versteht sich dabei wohl von selbst, dass ‘Mode’ und Kleidergrößen jenseits von 42 sowie „Fitness-Waagen“, die allen Ernstes mehr als 130kg anzeigen, ein Widerspruch in sich sind.

Ich hatte mal eine „50-kg-Phase“, während der meine Freundinnen gewichtsmäßig alle darunter lagen, bei Größen um die 1,65m. „Spitze“ waren sportliche 1,72m, blond und 47kg leicht. Eine begnadete Kombination! Jetzt ist die Phase überstanden, ich bin alt, geläutert und sehe nicht mehr so intensiv auf Äußerlichkeiten - Fett bevorzuge ich aber immer noch im Essen…

Apropos Gewichtsklassen: das Schwergewicht beim Profiboxen ist nach oben offen, jedoch sind die üblichen Körperzustände eher Muskel- statt Fettorientiert. Aber eine Hoffnung für alle, die nicht im Fernsehen bei KabelEins in „The Biggest Loser“ untergekomen sind, gibt es noch: ich habe gehört, dass die Popularität des Sumo-Ringens in Europa stark zugenommen hat…

Heute abend findet ein (Weltmeisterschafts-)Titelvereinigungskampf im Schwergewichtsboxen zwischen Wladimir Klitschko und David Haye statt. Ich hoffe, dass die Punktrichter nicht wieder (wie beim Sturm-Kampf letzte Woche) aus halbblinden, parteiischen Legasthenikern zusammengewürfelt wurden und bin für den „Kleinen“. Ich gehe aber nicht davon aus, dass der Kampf über volle 12 Runden geht, dafür sind beide Boxer zu geladen. Haye ließ kein Mittel aus, um sein (größeres und schwereres) Gegenüber aus der Ukraine zu reizen und wütend zu machen. Und er war erfolgreich. Sehr erfolgreich - denn der Riese ist mittlerweile auf 200! Mutig, dumm, oder berechnend? Nachher wissen wir’s. Viel Spaß beim Gucken - es wird mit einer halben Milliarde Zuschauern gerechnet. Ich empfehle eine überwiegend bis reinrassige Männerrunde, große Sofas, große Fernseher, und das übliche Drumherum… ;-)

Ist ein guter Start in einen Samstagabend…